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Palaestina & Syrien 1875, S. 280

280 Route 7.TODTES MEER. Von Jerusalemder Badestelle erst eine Strecke weit den Fluss entlang durch
die Büsche, dann aber vom Ufer ab durch das offene baumlose Feld.
Auf dem mit Salz- und Gypsschichten überzogenen Mergelboden
wächst geradezu gar nichts. Die leere trostlose Ebene setzt sich
fort, bis man nach Verlauf von 25 Min. das obere Flussthal wieder
erreicht. Die Aussicht über die Ebene ist übrigens herrlich, zumal
auch nach den blauen Berghängen zu beiden Seiten des See’s hin,
mit dem tiefen Thaleinschnitt des Zerka Maʿîn links im Süden; lei-
der wird sie gegen die Mitte des Tages gewöhnlich durch einen
Dunstschleier getrübt. Nach 40 Min. (SW.) erreicht man das Ufer
des Todten Meeres gegenüber einer kleinen Insel.

Das Todte Meer heisst im hebräischen Alterthum Salzmeer, bei
den Propheten auch das östliche Meer. Später nannte man es
Asphaltsee und bereits bei griechischen Schriftstellern „Todtes
Meer“. Auch die Araber nennen es so, doch gewöhnlicher Bahr
Lût, Lot-See, denn die Erzählung von Lot hat Mohammed in den
Korân aufgenommen. Die früheren Berichte über das Todte Meer
beruhen theilweise auf Uebertreibungen; deshalb war es der Expe-
dition, welche die Regierung der Vereinigten Staaten Mitte dieses
Jahrhunderts (1848) dorthin sandte, vorbehalten, manche Zweifel
zu lösen und manche nun für immer sichere Resultate zu gewinnen
(vgl. Bericht über die Expedition der vereinigten Staaten nach dem
Jordan und dem todten Meere von W. F. Lynch; deutsch bearb.
von W. Meissner, Leipzig 1850).

Das Todte Meer ist 10 deutsche Meilen lang (also wie der
Genfer See); die grösste Breite S. vom Wâdi Môdjib beträgt 2⅛
Meilen; bei der Halbinsel ist die Meerenge 5∕8 Meilen breit; gegen
N. verengert sich der See erst bei Râs Mersed zu 1¾ Meil., dann
bei Râs el-Feschka zu 1½ Meil. Breite. Im Osten und Westen ist
das Meer von steilen Bergen umgeben, sodass öfters nur ein schma-
ler, bisweilen gar kein Uferrand daneben bleibt. Die flache Süd-
bucht des Sees, zu welcher jedoch der Blick von N. nicht hinab-
reicht, wird durch eine niedrige Halbinsel (arab. el-lisân = Zunge,
vgl. Jos. 15, 2) abgegrenzt. Am SW.-Ende des See’s liegt ein
Salzberg (S. 301).

Erst im Jahre 1837 begann man zu ahnen, dass dieser See unter
dem Niveau der Meeresfläche liege; in neuerer Zeit hat man durch
genauere Messungen folgendes Resultat gefunden:

Einsenkung des Todten Meeres unter dem Mittelmeer394m
Grösste Tiefe des Todten Meeres ..399m
Jerusalem über dem Mittelmeer ..760m
Jerusalem über dem Todten Meere ..1154m

Die amerikanische Expedition hatte mit vieler Mühe zwei Metall-
boote über ʿAkka nach Tiberias transportirt und war von dort aus
den Jordan hinabgefahren. Auf dem Todten Meere brachte sie
22 Tage zu, indem sie Kreuz- und Querfahrten machte und überall
das Senkblei auswarf. Als Durchschnittstiefe fand man 180 Faden